Die Legislative hat es ziemlich spannend gemacht: Nur einen Tag vor dem geplanten Inkrafttreten des umstrittenen Verbots für zuckerhältige XXL-Limonaden, das von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg initiiert wurde, kippte Richter Milton Tingling dasselbe mit dem Argument, es sei „willkürlich“ und müsse dauerhaft ausgesetzt werden. Gegen das Verbot geklagt hatte – wenig überraschend – eine Vereinigung von Händler-Verbänden und Getränkeherstellern.
Jeder dritte New Yorker zu dick
Während tausende New Yorker Softdrink-Fans hörbar aufatmeten, dürfte im Rathaus die Stimmung weniger prächtig sein. Schließlich wollte Bloomberg den Verkauf der süßen Limonaden aus gesundheitlichen Gründen auf Halbliterbecher begrenzen: 60% der Bewohner New Yorks sind übergewichtig oder fettleibig, bei den Kindern sind es 40% – was nicht nur alarmierend, sondern nebenbei auch ganz schön teuer ist. Die gesamten Gesundheitskosten, die direkt oder indirekt aus der Behandlung von Übergewicht und deren Folgekrankheiten resultieren, wurden in den USA bereits im Jahr 1999 auf rund 230 Milliarden Dollar geschätzt.
Viel Lärm um nichts?
Die XXL-Limos sind also vorerst gerettet. Aus europäischer Sicht mutet die gesamte Aufregung allerdings etwas übertrieben an, u.a. weil die geplante Dimensionierung auf Halbliterbecher allen Nicht-Amerikanern immer noch relativ großzügig erscheint und weil das Verbot ausschließlich jene Getränke betroffen hätte, die in Fastfood-Imbissen, Restaurants, Kinos oder Stadien verkauft werden. Die deutsche Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner hält eine Beschränkung der Softdrink-Portionsgrößen, wie sie beispielsweise der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert, für falsch: „Anders als in den USA ist es in Deutschland zum Glück immer noch üblich, aus Gläsern und Bechern zu trinken und nicht aus Eimern.“
210 Mio. Menschen weltweit übergewichtig
Die Angelegenheit ist jedenfalls noch nicht ausgestanden: So kündigte Bloomberg via Twitter an, die Stadt werde so bald wie möglich gegen das Urteil in Berufung gehen. Ob das nun daran liegt, dass die Initiative tatsächlich wie von vielen behauptet ein Prestigeprojekt des scheidenden Büergermeisters ist, oder an der traurigen Tatsache, dass rund 5000 New Yorker jedes Jahr an Übergewicht und dessen Folgen sterben, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass sich die fettleibigen US-BürgerInnen in guter Gesellschaft befinden: Weltweit leiden aus klinischer Sicht rund 120 Millionen Menschen an Fettleibigkeit und weitere 210 Millionen Menschen an Übergewicht.