Die Zahl adipöser Menschen steigt weltweit rapide an, auch in Österreich. Das Ergebnis einer neuen Studie aus Österreich zeigt unter 14.000 Kindern im Alter zwischen vier und 19 Jahren, dass bereits rund 15 Prozent übergewichtig und weitere acht Prozent adipös sind.
Kein Wunder also, dass sich immer mehr Kongresse und Symposien der Frage widmen, wie um alles in der Welt sich diese Entwicklung bremsen, wenn nicht gar stoppen ließe. So auch beim diesjährigen Europäischen Forum für evidenzbasierte Prävention (EUFEP) in Krems in Niederösterreich, auf dem verschiedene Möglichkeiten der Vorsorge hinsichtlich Adipositas diskutiert wurden. Der Australier Boyd Swinburn etwa, Spezialist für Volksernährung und Weltgesundheit an der Deadkin Universität in Melbourne, erklärte, es gäbe eine Reihe von kostengünstigen, sehr effektiven Präventionsmaßnahmen gegen Adipositas, doch diese würden von Regierungen kaum oder nur zögerlich umgesetzt.
Brauchen wir noch mehr Verbote?
Swinburn vertritt allerdings auch einen Standpunkt, der vielen gegen den Strich gehen wird. Seiner Ansicht nach könnten die besten und wirksamsten positiven Effekte in der Adipositas-Prävention mittels steuerlicher Eingriffe und Gesetzgebung erreicht werden. Dies würde die höchste Reichweite erzielen und die geringsten Kosten verursachen. Seine Empfehlungen: Sogenanntes „Junk Food“ mit einem Steuerzuschlag von mindestens 20 Prozent belegen, dafür gesunde Lebensmittel von der Mehrwertsteuer befreien oder sogar subventionieren. Dieser Vorschlag wirft allerdings eine andere Frage auf: Wäre es nicht weitaus sinnvoller und langfristig erfolgreicher, die Menschen stattdessen durch gezielte Informationskampagnen zu einem selbständigen Umdenken und somit einer Änderung ihrer Essensgewohnheiten zu erziehen?
Fernseher raus aus dem Kinderzimmer!
Wenig hält der WHO-Experte Swinburn außerdem von den Bewegungsprogrammen von Gemeinden und Schulen. Es gäbe einige Programme mit einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis, doch generell seien Bewegungsprogramme die teuersten und ineffizientesten Präventionsmaßnahmen. Bewegung sei wichtig, so Swinburn, aber diese müsste im Alltag integriert sein. In diese Kerbe schlägt auch Wolfgang Ahrens von der Universität Bremen: „Fernseher raus aus dem Kinderzimmer, mehr Spielen im Freien und genug Schlaf!“ Mit diesem Aufruf nimmt er vor allem die Eltern in die Pflicht. „Das Risiko, an Übergewicht zu versterben ist inzwischen weltweit größer, als an den Folgen von Hunger zu sterben“, unterstrich der wissenschaftliche Leiter des Kongresses, Gerald Gartlehner (Donau-Universität Krems). Deutliches Übergewicht reduziert die Lebenserwartung um drei Jahre, Adipositas (Fettleibigkeit) um sechs Jahre. Kaum zu glauben, aber wahr: Mehr als die Hälfte der Europäer ist mittlerweile übergewichtig oder fettleibig.