Es scheint ein Zeichen unserer Zeit zu sein: Anstatt an die Vernunft der Menschen zu appellieren und freiwillige Verhaltensänderungen zu fördern, setzen immer mehr Politiker auf Verbote – so auch im Kampf gegen die zunehmende Verfettung der Bevölkerung und der daraus resultierenden gesundheitlichen wie finanziellen Schäden.
Erst vor einigen Monaten schlug der Plan von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, die Ausgabe von zuckerhältigen Limonaden in XXL-Getränkebechern zu verbieten, hohe Wellen. Das Verbot wurde schließlich in letzter Minute von Richter Milton Tingling gekippt.
Umstrittene Idee: Fast Food-Verbot vor Schulen
Nun sorgt ein weiteres geplantes Verbot für Aufsehen, diesmal in Großbritannien: Im Stadtrat von Salford wird laut darüber nachgedacht, ob man Fish-&-Chips-Läden, Kebab-Shops oder Ketten wie McDonald’s daran hindern soll, vor 17 Uhr nachmittags warmes Essen auszugeben – sofern sie sich weniger als 400 Meter von einer Schule entfernt befinden. Der Hintergrund dieses reichlich skurril anmutenden Vorschlags: Bereits 23 % der Erstklässler der Volksschulen in der Gegend sind übergewichtig – eine zugegebenermaßen erschreckende Statistik.
Nachdem der Vorschlag zur öffentlichen Konsultation freigegeben wurde, zeigen erste Reaktionen auf Twitter und in Postings der regionalen Zeitungen, dass die Bevölkerung von dieser Idee alles andere als angetan ist. Auch John Wild, Sprecher der „Federation of Fish Friers“, findet die Idee reichlich absurd. Es sei lächerlich, wenn man bedenkt, an wie vielen anderen Plätzen die Kinder auf dem Schulweg vorbeikämen. Sein eigener Fish-&-Chips-Shop liegt in der Nähe zweier Schulen. „Nur ein oder zwei Kinder kaufen bei uns ein, aber sie kommen nicht mal jeden Tag. Ja, wir haben ein Problem mit Übergewicht, aber es hat sich im Lauf vieler Jahre entwickelt: Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr im Freien spielen, Kinder sitzen vor dem TV, die Leute haben verlernt, selbst zu kochen – und so kaufen sie eben Fertiggerichte voller Salz und Zucker.“
Neue Gesetze oder besser neue Denkweisen?
Völlig anderer Meinung ist naturgemäß Sarah Conly, Autorin des Buches „Against Autonomy“: “Eine Gesetzgebung, die uns schützt, kann nur eine gute Sache sein.“ Conly ist erklärte Verfechterin der patriarchalischen Legislative – solange sie das Wohlbefinden der Menschen unterstützt. Auf die Frage, ob dies nicht das persönliche Verantwortungsbewusstsein unterminiere, antwortet Conly mit einem klaren Nein. „Um zu lernen, gute Entscheidungen zu treffen, braucht man manchmal etwas Training. Wenn wir ein Kind haben, lassen wir es auch nicht selbst entscheiden, was es essen darf. Wir lehren ihm, welche Dinge gut für einen sind. Ich glaube, dass das auch bei uns Erwachsenen manchmal besser funktioniert.“
Bleibt abzuwarten, ob sich diese Philosophie auch in Europa durchsetzt, nachdem sie beispielsweise in den Vereinigten Staaten oder in Australien bereits den Alltag von Millionen von Menschen bestimmt. Oder ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, den Leuten ihre Individualität und Entscheidungsfreiheit zu belassen – und sie beispielsweise mit den richtigen Informationskampagnen, -veranstaltungen und -aktionen langsam, aber kontinuierlich zu einem Umdenken zu bewegen.
ÖsterreicherInnen lieben Fast Food
Übrigens: Während die Liebe der Deutschen zum Fast Food offenbar leicht zurückgeht – im Jahr 2013 wurde ein Rückgang der Besucherzahlen verzeichnet – so scheint sie in Österreich ungebrochen: Hier gab es im letzten Jahr ein Umsatzplus von 2,2 %, wobei die Gästezahl in den 189 Restaurants mit rund 157 Millionen stabil blieb. Natürlich versuchen auch (oder gerade) die großen Fast-Food-Ketten, immer mehr auf den Gesundheitszug aufzuspringen. Seit Sommer 2013 wird neben den bereits bewährten Salaten auch Obst und Gemüse angeboten. Und in Zukunft soll es laut Andreas Schmidlechner, seit einem Jahr Managing Director von McDonald’s Österreich, auch “ausgewählte Produkte aus dem Standardsortiment” als vegetarische Variante geben.
Quelle: